Judasohr
Auricularia auricula-judae
Das Judasohr (Auricularia auricula-judae, Syn.: A. auricula, A. sambucina, Hirneola auricula-judae) ist ein nahezu weltweit verbreiteter Pilz. Eine ähnliche Art mit ostasiatischer Verbreitung (A. polytricha) wird als Mu-Err (Holzohr, Baumohr), Black Fungus, Holunderpilz oder -schwamm, Ohrlappenpilz oder Wolkenohrenpilz bezeichnet, der in vielen Gerichten der asiatischen und speziell auch der chinesischen Küche verwendet wird.
Judasohr Foto: Jürg Rothenbühler 13.3.2018
Die dunkelbraunen Fruchtkörper haben eine lappenartige, oft wie eine Ohrmuschel geformte Struktur. Sie stehen seitlich vom Substrat ab und haben eine konvexe, feinfilzige Oberfläche. Diese ist mehr oder weniger mit Adern durchzogen. Das Hymenium auf der Unterseite hat jung eine blass-gräuliche Farbe, die nach und nach in ein Fleischbräunlich übergeht. Die Unterseite ist immer heller als die Oberseite. Der Pilz wird 3–10 Zentimeter breit und das Fleisch erreicht eine Dicke von 1,5–2 Millimeter. Es ist sehr zäh und elastisch-gallertartig, kann durch Austrocknen aber sehr hart werden und auf ein Zehntel seiner vorherigen Grösse schrumpfen. Nach einem Regen kann er stark aufgequollen weiterwachsen. Der Geruch kann manchmal muffig-erdig sein, der Geschmack ist mild. Das Sporenpulver ist inamyloid und weiss.
Judasohr Foto: Jürg Rothenbühler
Artabgrenzung: Der Gezonte Ohrlappenpilz (Auricularia mesenterica) besitzt einen gezonten, struppigeren Hutfilz und eine dunklere Unterseite. Der Pappel-Becherrindenschwamm (Auriculariopsis ampla) wächst zwar ebenfalls an Holz, bevorzugt aber Pappeln und Weiden. Er hat eine viel hellere Oberseite und kann mikroskopisch vom Judasohr leicht durch die 1- statt 4-zelligen Basidien unterschieden werden. Verwechslungen wären auch mit dem Blattartigen Zitterling (Tremella foliacea) denkbar, der jedoch keine ohrmuschelartigen Fruchtkörper ausbildet und in der Regel büschelig wächst. Der Stoppelige Drüsling (Exidia glandulosa s. orig.) ist normalerweise dunkler gefärbt und hat eine auffällig körnig-warzige, sterile Unterseite.
Judasohr Foto: Jürg Rothenbühler
Das Judasohr ist ein Schwächeparasit an lebenden Bäumen oder ernährt sich saprobiontisch von bereits abgestorbenem Holz; es ist ein Weissfäuleerreger. Judasohren wachsen an zahlreichen Baumarten, wie zum Beispiel Birken, Robinien, Ulmen, Walnuss-, Mango-, Kapok- und am häufigsten an Holunderbäumen. Sehr selten ist der Pilz auch an Nadelbäumen wie Fichten (Picea) zu finden. Man kann das Judasohr fast über das ganze Jahr an geeigneten Stellen finden. Da sie frostbeständig sind, können sie auch im tiefsten Winter unter dem Schnee ausgegraben werden.
Judasohr Foto: Jürg Rothenbühler
Das Judasohr ist ein relativ geschmacksneutraler Speisepilz und kann in Suppen oder in Pilzgerichten als "Füllpilz" verwendet werden. In asiatischen Gemüsegerichten eignet er sich gut als Ergänzung.
In der Chinesischen Medizin werden die Pilze bei Patienten, die unter Arteriosklerose leiden, zur Verbesserung der Fliessfähigkeit des Blutes und damit zur Behandlung von Kreislaufproblemen verwendet. Sie wirken zudem entzündungshemmend und senken den Cholesterinspiegel.
Etymologie: Der Apostel Judas soll sich der Legende zufolge nach der Verurteilung Jesu an einem Holunderbaum erhängt haben. Da Judasohren besonders häufig an diesem Substrat wachsen und durch sein ohrförmiges Aussehen erhielt der Pilz diesen deutschen Namen.
Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie hatte das Judasohr zum Pilz des Jahres 2017 gekürt.
Textquelle: Wikipedia